Abschied und die ersten Tage

 

Ich hoffe einfach, dass diese Texte weniger Leute lesen, als dass zum Apero kamen. Sonst macht mich das ein bisschen nervös! Über 80 Personen sind gekommen! Gerne hätte ich mit jedem ausgiebig geplaudert, das Maximum war aber ein kleines Hallo und Tschüss. Trotzdem hat mich jeder einzelne Besuch sehr gefreut. Es sind noch ein paar harte "Sieche" (Miggu, mein Vater, Willi Alessandri, Sigu, Märk und Jonas) bis nach Wolhusen mitgefahren. Auf dem letzten Entlebucher-Boden hat Miggu, welcher übrigens bis nach Luzern meinen Anhänger mit seinem Carbon-statt-Kondition-Bike gezogen hat, noch einen original entlebucher Schwarzen offeriert (Kaffee-Schnaps für die nicht Entlebucher), Willi hat einen seiner feinen Whiskey mitgebracht. In Luzern kamen, nachdem wir ein Chügeli-Pastetli verdrückt hatten, noch Batsch und Stephu auf einen Kaffee vorbei. Nun bin ich nach 18 Monaten mehr oder weniger intensiver Vorbereitung endlich unterwegs. Vorbei sind die Zeiten, in welchen ich für das Holen eines Tiefkühlproduktes im Keller locker eine Stunde brauchte, da ich noch kurz etwas am Velo schrauben musste. Vorbei die Zeiten, in denen ich mich beim Genuss einer Flasche Wein dabei erwischte, wie ich mir über einen möglichen Nutzen des Korkens Gedanken machte (eignet sich gut, um Dinge in der Sattelstange zu sichern!).

 

Es war nicht so einfach, plötzlich tatsächlich gehen zu müssen - am ersten Abend wäre ich am liebsten wieder nach Hause gegangen, obwohl ich bei Sihlbrugg einen schönen Platz zum schlafen hatte. Am nächsten Tag lief es schon viel besser. Obwohl ich starken Gegenwind hatte, kam ich gut voran und konnte mich vor Thusis in einem schönen Lärchenwald in eine günstige Ausgangsposition für den Julier-Pass bringen. Kurz vor Thusis hätte ich fast eine Coop-Angestellte umgebracht. Als sie mein Velo umparkieren wollte, ist der Alarm losgegangen. Ich bin nach draussen gestürzt, da ich wusste, was für Typen da rumhängen. Kreidebleich hat aber die Angestellte gesagt, dass sie es war und sie es nicht gewusst hätte… Die herumlungernden Jungs waren schwer beeindruckt von meiner High-Tech-Ausrüstung :-) Der Julierpass: Endlos, steil und zum Teil stark befahren. Um 4.30h bin ich aufgestanden, um 5.30 abgefahren. Gute 13 Stunden später habe ich auf dem Pass ein grosses Bier und Aprikosenwähe verputzt. Das passt, beides enthält Weizen! Vorher musste ich aber in Bivio notfallmässig eine Bratwurst mit Pommes haben. Da ich ein Auge aufs Velo halten wollte, setzte ich mich in den Wintergarten, wo eine Sonnenbrille praktisch war. Einerseits wegen der Helligkeit und dem Sonnenschein, andererseits bemerkte so niemand, dass ich eingeschlafen war, als der Brädu serviert wurde. Auf dem Pass traf ichhttp://www.2roadrunners-on-tour.at Das war noch ein cooler Typ, da er mich aber nicht zum Übernachten eingeladen hat, bin ich halt bis Samedan gefahren, wo ich einen Luxus-Camping für 18 Franken gefunden habe. Eigentlich wollte ich am selben Tag ins Hotel in Zernez, in welchem ich von Alessandris einen Gutschein erhalten hatte. Es wäre nur noch 1h easy-peacie Fahrt gewesen, ich habe mir aber Zeit genommen, um am nächsten Tag mein Gepäck in Ordnung zu bringen, alle Schrauben am Velo und an mir nachzuziehen und andere kleine Dinge zu erledigen. So habe ich auch Zeit, das Hotel richtig zu geniessen.

 

Ich denke, dass ich mich schon ein bisschen auf mein neues Leben eingestimmt habe. Natürlich wird es Rückschläge geben, aber ich habe mich schon so gut an das schwere Velo gewöhnt, dass ich es gestern nach dem Entladen fast verworfen hätte, so leicht war es plötzlich. Ich konnte nicht nur die Abfahrt, wo ich vor Freude laut gesungen habe, sondern auch den Aufstieg geniessen. So muss es sein, sonst komme ich wieder zurück! Bis bald, Christof